Mit ihrem Projekt „Story Of A Dead Man“ huldigen Chemnitzer Musiker dem Schaffen Johnny Cash´s, dem Mann, der wie kein anderer Generationen einte, unabhängig von Alter oder musikalischer Ausrichtung. Wir haben uns mit Walter White dem Begründer dieses Open Band – Projekts zusammengesetzt um über die kommende Tour zu sprechen.
Wieso Story of a Dead Man?
Das Faszinierende an den Countrysongs von Johnny Cash ist, dass sie immer Geschichten erzählen. Geschichten von Außenseitern oder auch Geschichten von glücklichen und weniger glücklichen Beziehnungen. Daneben erzählen seine Songs aber auch immer biografisches. Die Lieder stehen ja nicht im luftleeren Raum, sondern sind in einen historischen Kontext eingebunden und laden somit ein, die Geschichte des Man in Black zurückzuverfolgen.
Johnny Cash ist einer der Künstler, denen man sich aus unfassbar vielen Richtungen nähern kann. Wie hast du zu seiner Musik gefunden?
Um die Jahrtausendwende herum war ich mit meiner damaligen Band zu einem Festival unterwegs und unser Basser legte unvermittelt das „Unchained“ Album auf. Die Autobahn, die Landstraßen und dann dieser Sound. Ich war sofort hin und weg, begann die Songs selbst zu spielen und mich mit der Biografie von Cash auseinanderzusetzen.
Was steht für euch im Vordergrund? Die eigene Interpretation oder die Lieder möglichst stimmungsvoll und authentisch umzusetzten?
Im Grunde ist es beides. Ich denke aus der Arbeit mit den Songs erwächst Schritt für Schritt die ganz eigene Interpretation. Vor allen Dingen ist immer wieder faszinierend wie ein Song, um so länger man ihn spielt, mehr und mehr den Charakter eines eigenen Stückes annimmt. Besonders passend ist, in diesem Zusammenhang, der Vergleich mit klassischer Musik. Große Werke von Mozart oder Bach sind ja eigentlich auch in den Partituren festgelegt und doch erschafft jedes Orchester und jeder Dirigent eine ganz eigene Interpretation.
Wohin wollt ihr mit dem Projekt, was ist das Ziel?
Das ganze Projekt ist ein Experiment, bei dem die Freunde an der Musik im Vordergrund steht. Wo die Reise hingeht, dass will und kann ich nicht festmachen. Jedes Konzert wird anders und mit jedem Konzert wächst die Idee.
Soll die Grundaufstellung der Instrumente gleich bleiben und nur die Musiker wechseln oder sind auch Adaptionen durch genrefremde Instrumente möglich. Kann man bei euren Auftritten mit Interpretationen rechnen die Cash-Songs in einen anderen Genrekontext stellen?
Ich hätte großes Interesse daran die Songs auch in andere Gengrekontexte einzubetten. Ich glaube in der Richtung ist vieles möglich, da ich die Lieder eher als Material sehe mit dem gearbeitet werden kann und muss. Ich denke dies ist eine der Haupterkenntnisse der American Recordings, dass ein guter Song in den verscheidensten musikalischen Kontexten funktionieren kann.
Wieso Walter White?
Eigentlich ist dieser Name nur ein Zufall. Ich kenne weder die Serie (Breaking Bad), obwohl mir jeder sagt, dass ich die sehen muss, noch habe ich dabei an den Man in Black gedacht.
Vielmehr meinte der Chef vom Bandbüro Sören und einige Kollegen, dass ich mit meinem Hut dem Heisenberg ähnlich sähe und schwupps, da war der Name.
Platte oder MP3? Diese Frage drängt sich ja angesichts der Rückbesinnung zu Ursprüngen auf, steht Cash doch auch für den Kontrast zwischen handgemachter und digital produzierter Musik.
Ich glaube die massenhafte Verbreitung von Musik über MP3 erzeugt eine Beliebigkeit, die ich eher ablehne. Für die Arbeit mit den Songs ist eine solche komprimierte Form natürlich sehr hilfreich, da hier ein schneller Austausch stattfinden kann und ich überall in der Lage bin mir die Lieder anzuhören.
Und doch bin ich der Ansicht, dass die feste Form von Liedern, auf eine Schallplatte gebannt, der Musik viel von ihrer eigentlichen Bedeutung zurückgibt. Es ist eben ein Unterschied, ob ich mich bewußt dafür entscheide eine Platte aufzulegen und mir diese anzuhören, oder ob ich quasi nebenbei und überall schnell einen Song höre.
Das letzte Wort in eigener Sachen:
Hinkommen, anhören, mitmachen.
von Yannick Fiedler in Interviews