Auf einen Kaffee mit … Benson
Zugezogenes Fenster im schummrigen kleinen Studio, ein Tisch und nur eine Hand voll Equipment. Nichts was ablenkt, nur das Nötigste um effektiv zu arbeiten. Wenn man das kleine Studio von Benson, einem vielversprechendem Newcomer aus Chemnitz, betritt stellt sich gleich das Gefühl ein, dass man es mit jemandem zutun hat, der es ernst meint und hohe Anforderungen an sich selbst und seine Arbeit stellt.
Anfangs Sänger einer klassischen Indieband, erinnert die Musik Bensons heute kaum noch an Genregrenzen oder die Klischeeorientiertheit, deren Oberflächlichkeiten ihn letzten Endes auch dazu bewegten völlig neue Weg einzuschlagen. „In gerappten Texten ist einfach mehr Raum für lyrische Ansätze und persönliches, irgendwie lag mir das schon immer mehr“, so Benson. „Texte die fordern und einem nicht nur eindeutige Sätze oder Thesen hinwerfen. Texte die zum Nachgrübeln und Interpretieren anregen. Jede Zeile gedacht als individuelles Erlebnis.“ Bezüge und Parallelen zu Casper oder Cro sieht Benson in seiner Musik nicht und wenn man sich die Zeit nimmt reinzuhören, erübrigen sich die meisten Vergleiche bereits in den ersten paar Takten. Vermengt mit tragenden Synthies und drückenden Beats stellt sich auch ohne Musikvideo die nachdenkliche Sonnenuntergangsmelancholie ein, die viele Musiker zu erzeugen suchen, obwohl es nur wenigen wirklich gelingt. Irgendwo im Subtext reibt und schleift etwas undefiniertes und stellt den Sound in Gefilde, die gerade so viele Kanten und Ecken besitzen um sich vom Pop abzuheben, ohne auf eingängige Melodien verzichten zu müssen. Die wenigen bisherigen Auftritte (z.B.: Aaltra) haben bereits gut durchscheinen lassen, dass ihm wichtig ist, auch Live etwas bieten zu können und zwar als Band. Einfach nach Schema F über einen vom DJ abgespielten Track zu rappen lehnt er ab. Das zwischen dem Anspruch frei zu arbeiten und offen für andere, neue Ideen zu sein, kein Platz für unauthentische Impulse bleibt, sollte schnell klar werden. „Das wichtigste ist“, so Benson, „sich selbst gegenüber treu bleiben.“ Vor ca. 6 Jahren fing bei Benson die Leidenschaft an, elektronische Musik zu produzieren. Seither wird am Traum gefeilt, selbst neben deutschen Größen wie Marteria mitzueifern.
Mit Klarlieb Film, einer kleinen Crew, bestehend aus Freunden hat er sich darüber hinaus auch die Möglichkeit geschaffen das Medium Musikvideo als ergänzendes Ausdrucksmittel neben der Musik zu sichern. Klarlieb Film wurde dem Namen nach als Seitenhieb auf die alte Karl-Liebknecht-Schule, dem derzeitigen Sitz des Bandbüros gegründet, um auch in Zusammenarbeit mit anderen Chemnitzer Musikern Bild und Ton in Einklang zu bringen. So wird einigen im Video zum Song „Lichtpunkte“ sicherlich das eine oder andere maarkante Gesicht auffallen.
Mit Benson hat Chemnitz einen weiteren jungen Musiker gefunden, der besonders durch seine besonnene Art den Eindruck vermittelt, Fallstricke des Musikbusiness gekonnt umgehen zu können. Dennoch sollte man sich nicht von der Gelassenheit in die Irre führen lassen. Benson ist bereits mit unterschiedlichsten Labels auf Tuchfühlung. Vor irgendwelchen nächsten Schritten will Benson aber erst einmal seine EP “Land Unter” fertigstellen. Zum gleichnamigen Song soll in den malerischen Kulissen von Prag bald auch schon das nächste Musikvideo entstehen. Es lohnt sich in jedem Fall gespannt zu bleiben. Von ihm haben wir bestimmt noch nicht das Letzte gehört.
von Yannick Fiedler in Interviews